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Beitrag vom 01.10.2003
Zahlen & Fakten: Frauenbeschäftigung und -gehälter
Ilka Fleischer
Die jüngste Zwischenbilanz des Statistischen Bundesamtes gibt einen Überblick über die aktuelle Datenlage zur Erwerbstätigkeit und Entlohnung von Frauen in Deutschland.
"Frauen deutlich benachteiligt" titelt heute das Hamburger Abendblatt. "Frauen verdienen ein Fünftel weniger" konkretisiert die Frankfurter Rundschau. Laut Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes stiegen die Gehälter von Frauen seit 1995 mit einem Plus von 20% zwar stärker als die Löhne der Männer (+ 15%). Absolut gesehen verdienten Frauen allerdings in allen ArbeitnehmerInnengruppen der erfassten Wirtschaftsbereiche weniger als Männer.
Konkret geben die frisch publizierten Ergebnisse der Gehalts- und Lohnstrukturerhebung 2001 darüber Aufschluss, dass Arbeitnehmerinnen im produzierenden Gewerbe, Handel, Kredit- und Versicherungsgewerbe im Oktober 2001 in Deutschland mit 2340 Euro 22% weniger Lohn erhielten als ihre männlichen Kollegen, die 2984 Euro verdienten. In den erstmals erfassten Dienstleistungsbereichen erzielten Frauen einen durchschnittlichen Bruttomonatsverdienst von 2308 Euro und somit 21% weniger als Männer (2 916 Euro).
Johann Hahlen, Präsident des Statistischen Bundesamtes, sieht vielfältige
Ursachen für die Gehaltsschere zwischen Männern und Frauen: So seien letztere häufiger in Kleinbetrieben und durchschnittlich kürzer im gleichen Unternehmen beschäftigt als Männer. Außerdem übten Frauen vermehrt einfache Tätigkeiten aus und seien in "schlecht bezahlenden Wirtschaftszweigen" tätig:
"Frauen üben häufig typische Frauenberufe aus, in denen niedrige Verdienste gezahlt werden," so Hahlen. Entsprechend gehören nur zwei Prozent aller berufstätigen Frauen zur statistischen Leistungsgruppe eins (Leitende Angestellte) im Vergleich zu 8,2 Prozent aller Männer.
In der jüngsten
Hoppenstedt-Analyse "Frauen im Management" (06/03), bei der rund 80.000 der größten deutschen Unternehmen im Focus standen, wurden ähnliche Zahlen festgestellt: Nur 27.728 von fast 295.000 Managementfunktionen sind von Frauen besetzt - und somit allein 9,98 Prozent aller Spitzenpositionen in Groß- und Mittelständischen Unternehmen sowie in Verbänden und Behörden. Klaus Schneider, Redaktionsleiter der Hoppenstedt Firmeninformationen GmbH bilanziert:
"Die Spanne reicht vom Einzelhandel mit einem Frauenanteil von nahezu 17 Prozent bis zum Schlusslicht Bergbau mit 3,9 Prozent." Hoppenstedt-Analyse "Frauen im Management" 2002 |
| 1995 | 2002 |
|
Frauenanteil insgesamt | 8,17% | 9,98% |
| |
davon Großunternehmen | 4,77% | 7,29% |
| Topmanagement | 3,20% | 5,97% |
| Middlemanagement | 5,80% | 9,01% |
|
davon Mittelständische Unternehmen | 11,04% | 11,37% |
| Topmanagement | 8,08% | 8,39% |
| Middlemanagement | 16,28% | 16,69% |
|
davon Verbände, Behörden | 9,76% | 13,36% |
| Topmanagement | 9,31% | 11,99% |
| Middlemanagement | 11,80% | 17,11% |
Laut
Quartalsabschluss des Statistischen Bundesamtes stieg der Anteil der Frauen an allen Erwerbstätigen von 46,4% im zweiten Quartal 2002 auf 46,7% im zweiten Quartal 2003. Im Vergleich hierzu ging in den stärker mit Frauen besetzten Dienstleistungsbereichen die Beschäftigung nur um 0,7% zurück. Von den rund 17,8 Mill. erwerbstätigen Frauen waren 14,8 Mill. (83,2%) in den Dienstleistungsbereichen (Handel, Gastgewerbe, Verkehr und sonstige Dienstleistungen) beschäftigt, während im Produzierenden Gewerbe (einschließlich Baugewerbe) nur 15,0% der Frauen arbeiteten. Vom Rückgang der Erwerbstätigkeit um 646 000 Personen (- 1,7%) im Vorjahresvergleich waren 439000 (- 2,1%) Männer und 207 000 (- 1,2%) Frauen betroffen. Als Ursache für diese Strukturunterschiede gilt der mit 3,8% starke Beschäftigungsabbau im Produzierenden Gewerbe.
Zwar scheint somit die pauschalisierende These zu wackeln, Frauen würden
bei Konjunkturflauten immer als erste geopfert und an Heim und Herd verbannt. Insgesamt bleibt sicherlich aber auch im 4. Quartal 2003 die Schlagzeile des Hamburger Abendblattes aktuell: "Frauen deutlich benachteiligt"...
Das Statistische Bundesamt gibt u.a. unter den folgenden Links Auskunft zum Themenfeld Frauenbeschäftigung und -gehälter:
Einwohner, Erwerbstätige und Arbeitnehmer nach Wirtschaftsbereichen incl. Frauenanteil
http://www.destatis.de/basis/d/vgr/vgrtab10.htm"Löhne und Gehälter in Deutschland"
http://www.destatis.de/presse/deutsch/pk/2003/Loehne_Gehaelter_2001.pdfDie Hoppenstedt-Informationen stehen auf CD-ROM und in den klassischen Nachschlagewerken "Handbuch der Großunternehmen", "Mittelständische Unternehmen", "Verbände, Behörden, Organisationen der Wirtschaft" sowie "Leitende Männer und Frauen der Wirtschaft" wie auch als Firmendatenbank im Internet, zur Verfügung:
www.hoppenstedt.de